Die Wandgemälde der Modellbahn Wiehe
Maler: Hans Tempel
Liebe Leser! Was hat die Modellbahn Wiehe mit der Geschichte Thüringens und Sachsen-Anhalts zu tun? Als ich im Herbst 1996 begann, die beiden Modellbahn-Anlagen zu den landschaftlichen Themen Thüringen und Harz zu planen, kam mir die Idee, die Wände der Ausstellungshallen mit Motiven von historisch wertvollen und interessanten Gebäuden Thüringens und Sachsen-Anhalts zu gestalten. In dem Kunstmaler Hans Tempel fand ich einen Partner, der meine Ideen schöpferisch und anschaulich umzusetzen wusste. Da von Anfang an geplant war, über die Wandbilder eine Publikation zu gestalten, wurde auf Namen und Bezeichnungen an Ort und Stelle der jeweiligen Motive bewusst verzichtet. Wir meinen vielmehr, dass es eine interessante und lehrreiche Aufgabe sein kann, die auf einem gesonderten Bogen beigefügten Wappen den einzelnen, im Heft abgebildeten Motiven aus unserer Ausstellungshalle zuzuordnen. So kann jeder selbst ermitteln, welches Wappen zu welchem Bild gehört und welche historischen Geschehnisse dahinter stehen. Damit das Ganze eine runde Sache wird, hat der Historiker Dr. Franz Rittig zu jedem Bildmotiv detaillierte historische Texte erarbeitet, die in anschaulicher Weise die Geschichte unserer Heimat vermitteln, ohne belehrend zu wirken. Besonders wichtig erschien es uns, an die ältere deutsche Geschichte zu erinnern, der meines Erachtens immer noch zu wenig Aufmerksamkeit zukommt.
Wiehe liegt im Unstruttal, dem "Tal der Könige und Kaiser". Hier baute einst Kaiser Otto I. die alte Pfalz von Memleben zu einem bedeutungsvollen Machtzentrum seiner starken Zentralgewalt über das ganze deutsche Reich aus. Auch bei den nachfolgenden Kaisern Otto II. und Otto III. erfreute sich Memleben höchster Wertschätzung. Mithin wurde im Unstruttal deutsche Geschichte geschrieben, die weit über die Region hinauswirkte - eine Tatsache, die sowohl bei der Motivauswahl, als auch bei der Textgestaltung gebührend Berücksichtigung fand. So erfährt man aus dem Heft, wie es zum Bau der dargestellten Burgen, Kirchen und Schlösser kam. Man liest, wann und warum Dörfer und Städte entstanden, während Burgen und Festungen verlassen wurden und zerfielen. An grausame Kriege wird erinnert, doch auch friedlicher Zeiten wird gedacht. Von Kaisern und Königen ist die Rede, aber auch von dem Reformator Martin Luther sowie vom Bauernführer und Prediger Thomas Müntzer und seinen tapferen Gefährten. Kurz gesagt: Mit unserem Bilder- und Wappenheft ist ein vielleicht nur kleiner, aber doch interessanter Streifzug durch die Geschichte Sachsen-Anhalts und Thüringens möglich. Stiegler im Juni 1998.